Wenn Frauen zuschlagen

Das Zuhause sollte ein geschützter Ort sein, an dem man sich sicher fühlt. Einige Männer erfahren gerade dort jedoch neben körperlicher auch sexualisierte oder psychische Gewalt. Aus Scham und der Sorge nicht ernst genommen zu werden, wagen es viele dieser Männer nicht, sich Bekannten oder Familienangehörigen anzuvertrauen oder gar die Tat anzuzeigen. 24.928 solcher Taten wurden 2017 polizeilich erfasst, gehören also zum Hellfeld, wie es nüchtern in der Fachsprache heißt. Über das tatsächliche Ausmaß lässt sich nur spekulieren. Jeder einzelne Fall ist eine Tragödie.

Betroffene können meist das Handeln der vormals geliebten Partnerin nicht verstehen und suchen die Schuld bei sich selbst. Hinzu kommt bei betroffenen Vätern oft die durchaus begründete Angst, durch eine Strafanzeige die Situation zu eskalieren und in der Folge ihre Kinder nicht mehr sehen zu dürfen, da diese nach einer Trennung in der Regel der Mutter zugesprochen werden, insbesondere wenn Streit zwischen den Eltern besteht.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik zu Partnerschaftsgewalt liefert dabei ein unvollständiges Bild der in ehemaligen Partnerschaften herrschenden Gewalt. Anzeigen wegen Unterhaltspflichtverletzung (§ 170 StGB) werden beispielsweise als eine Form der finanziellen Gewalt ausgewiesen. Dies trifft strukturell vorrangig Väter, da Mütter in den seltensten Fällen überhaupt unterhaltspflichtig sind. Einige Formen psychischer Gewalt, wie beispielsweise die nachhaltige Verweigerung von Kontakt zu den Kindern, wovon hauptsächlich Väter betroffen sind, weist die Statistik nicht aus. Diese Gewaltform wird, trotz ihrer gravierenden Folgen für Väter und ihre Kinder, nicht mal vom Strafrecht erfasst.

Hilfe und Verständnis für betroffene Männer gibt es nahezu nicht. Partnerschaftsgewalt gegen Männer wird im öffentlichen Diskurs nach wie vor weitestgehend totgeschwiegen oder bagatellisiert. Es ist dringend notwendig Maßnahmen gegen das wachsende Problem der Partnerschaftsgewalt gegen Männer einzuleiten, Hilfsangebote für betroffene Männer einzurichten und dafür substantiell Mittel zur Verfügung zu stellen. Dabei ist ein Umdenken in der Gesellschaft und vor allem der Politik gefragt.

Martin

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