Ein Gastbeitrag von Chris Braun
Ich möchte allen Müttern und Vätern meine Geschichte erzählen, damit Ihr sehen könnt, dass sich jeder Aufwand lohnt, selbst wenn es im ersten Moment nicht den Anschein hat.
Wie es bei Paaren so ist, kommt es hin und wieder zu einer Trennung. Dies war auch bei mir der Fall. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen und jeder trägt die gleiche Verantwortung. Der Grund spielt hier keine Rolle. Die Trennung 2020 war im Streit und hat sich bis heute nicht beruhigt.
Ich selbst bin seit 2011 alleinerziehender Vater mit alleinigem Sorgerecht für mein Kind aus einer vorherigen Beziehung. Meine jetzige Exfrau und ich haben zusammen ebenfalls ein Kind.
Kein Zugang zum Kind weil ich emotional war
Nach der Trennung begann der Streit um das Kind. Darf Sie das Kind mitnehmen, ohne mich zu fragen? Wie wird der Umgang geregelt? Alles Fragen, über die sich keinerlei Gedanken gemacht wurde.
Ich wollte mir Hilfe beim Jugendamt holen, doch das machte alles noch schlimmer. Jugendämter haben einen schlechten Ruf. Nicht immer zu Recht, in meinem Fall jedoch schon. Dreimal hat die Fachkraft gewechselt. Mit jedem Mal wurde es schlimmer.
Ende 2020 wurde mir der Zugang zum Kind verweigert – mit Billigung des Jugendamtes. Der Grund: Ich sei zu emotional. Ja, war ich! Ständig gab es Streit wegen dem Umgang. Umgangsvereinbarungen wurden nicht eingehalten, bzw. ausgenutzt und großzügig ausgeweitet. Sich dagegen zu wehren war unmöglich. Das Jugendamt war stets auf der Seite der Mutter.
Plötzlich alles verändert
Aber ja, ich war schwierig zu dieser Zeit. Warum, das stellte sich leider erst im August 2021 heraus. Zu diesem Zeitpunkt lief schon ein Sorge- und Umgangsverfahren mit Familiengutachten. Es hat ganze 7 Monate gedauert, bis unser Kind den Papa wiedersehen konnte und dies auch nur in begleiteten Umgängen. Doch egal, Hauptsache ein Wiedersehen.
Im August 2021 wurde bei mir eine aggressive Tumorerkrankung diagnostiziert. Vom einen auf den anderen Tag hat das alles verändert. Es war nun auch klar, warum ich so emotional war. Die Tumorerkrankung, die wohl seit mindestens 2019 vorliegt, hatte sich auf meine Psyche und meinen Körper massiv ausgewirkt und war leider vorher nicht zu erkennen.
Die Umgänge weiter fortzusetzen war nicht möglich. Es stand eine Krebstherapie an, schnell und ohne groß Zeit zu verlieren. Der Tumor hatte bereits ein sehr fortgeschrittenes Stadium. Die knapp 100km, einfache Fahrt, zu den Treffen waren nicht mehr zu schaffen.
Somit wurde aber auch jeder Kontakt zum Kind abgebrochen und erneut vollkommen blockiert.
Keine 14 Tage nach Beginn der Therapie wandelte sich meine Psyche und körperliche Leistung wieder zum Normalzustand. Es war bemerkenswert wieder selbst die Kontrolle über sich zu haben. Selbst die zuständige Richterin hat sich über meinen Gesundheitszustand informiert.
Die Therapie wurde erfolgreich durchgeführt.
Endlich Kontakt?
Wer jetzt denkt, dass damit alles wieder “Gut” geworden ist, der irrt.
Der Streit um das Kind wurde nur heftiger. Wir haben die gemeinsame elterliche Sorge. Trotz allem wurde der Kontakt vollkommen blockiert. Kindergarten gewechselt ohne Zustimmung. Unser Kind wusste nicht einmal warum Papa nicht da ist. Hätte der Krebs gewonnen, was durchaus möglich gewesen wäre, dann hätte unser Kind nie mehr seinen Papa gesehen..
Im Dezember 2021 kam die Anhörung. Endlich war klar: die gemeinsame elterliche Sorge bleibt. Umgang alle 14 Tage nach einer Anbahnung, weil wir uns 5 Monate nicht gesehen haben.
Los geht’s….. Nicht!
Jetzt kam das Jugendamt wieder ins Spiel. Anbahnungen organisieren. Im Februar 2022 sollte es ein Gespräch mit einer Fachkraft geben, die die Anbahnungen begleitet.
Juhu… denkt man.
Nein, es kam anders.
Immer neue Hindernisse
Ich war, zurück im Leben, hatte einen neuen Arbeitsplatz gefunden – ab März – in Vollzeit. Ich wollte ja wieder nützlich sein, eine Zukunft sehen und auch Unterhalt zahlen.
Ich erklärte also dem Jugendamt, dass die Anbahnung anfangs nur am Wochenende stattfinden können. Ich denke jeder kann nachvollziehen, dass man nicht gleich beim neuen Arbeitgeber Forderungen stellen kann für freie Tage und die Fahrzeit zu den Treffen hatte sich ja nicht geändert.
Das Jugendamt lehnte dies in einem sehr unfreundlichen Telefonat ab. An Wochenenden gäbe es keine Ressourcen. Darauf folgte nur noch Funkstille. Mit der Mitarbeiterin des Jugendamtes war nicht zu reden.
Ich habe händeringend nach Hilfe gesucht und bin beim Väter-Netzwerk e.V. gelandet. Das Jugendamt lehnte zunächst eine Zusammenarbeit ab, musste dann aber doch nachgeben.
Im März 2022 wurde neues Tumorgewebe entdeckt. Nicht lange gefackelt. OP. Alles entfernt. Für einige Wochen einen künstlichen Darmausgang. Gesund.
Der Kampf, oder eher Krampf, gegen das Jugendamt und die Kindesmutter ging weiter. Mittlerweile wurde bereits Strafanzeige gegen die Kindesmutter gestellt, da die Kommunikation nur noch beleidigend war und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Mitarbeiterin des Jugendamtes eingeleitet.
Ich habe nicht locker gelassen. Trotz meiner angeschlagenen Gesundheit habe ich mich allen Widrigkeiten gestellt.
“Hast du mich vermisst, Papa?”
Endlich, am 25.10.2022, nach über einem Jahr, konnte ich mein Kind wieder im Arm halten. “Hast du mich vermisst, Papa?” “Jeden einzelnen Tag, mein Schatz!” Mein Kind hat sich verhalten, als wenn wir nie getrennt gewesen wären. Darauf bin ich stolz und sehr dankbar.
Der Weg war frei. Termin in der Kita gemacht. Entsetzt gewesen, dass diese gar nicht gewusst hat, warum wir uns nicht gesehen haben und dass es noch einen Bruder gibt, dass wir geschieden sind und das Sorgerecht weiterhin gemeinsam ist und bleibt. Die Kindesmutter hatte es nicht für nötig gehalten aufzuklären.
Wir sehen uns alle 14 Tage. Ich nehme den weiten Weg auf mich, auch wenn es meinem Körper nicht gut damit geht. Die 2 Stunden sind traumhaft, wenn auch zu kurz. Insgesamt bin ich gut 6 Stunden unterwegs zzgl. Arbeitszeit. Morgens um 6 Uhr Arbeitsbeginn und um 19:30 Uhr zu Hause. Mein Körper ist völlig erschöpft. Aber die Freude und Liebe zum Kind sind größer. Nach über 2 Jahren haben sich die Geschwister gesehen.
Aber jetzt müsste doch alles gut werden? Könnte man meinen, oder?
Das Jugendamt hatte noch ein Ass im Ärmel! Anstatt, wie gerichtlich festgelegt, Anbahnungen zu beauftragen, hat dies normale begleitete Umgänge beauftragt. Ein kleiner aber feiner Unterschied!
Nach knapp 3 Monaten ist dies aufgefallen, nachdem ich dies bei der Fachkraft, die die Anbahnungen begleitete, angemerkt hatte.
Jetzt aber?! Ja, jetzt ging es dann recht schnell. In Kürze darf mein Kind alle 14 Tage über das Wochenende zu uns.
Dass die Kindesmutter bei all den Treffen gerade ein- bis zweimal pünktlich kam… ach.. was soll’s.. ist doch nur Zeit, die sie unserem Kind mit ihrem Papa klaut. Dass unser Kind so erzogen wird, dass es 2 Papa’s hat. Klar.. völlig normal. So macht das ja jedes Paar nach einer Trennung. Ist herrlich vom eigenen Kind plötzlich “Chris-Papa” genannt zu werden. *Sarkasmus*
Es war ein sehr langer und harter Kampf. Er ist auch noch nicht abgeschlossen, aber ich sehe Licht am Ende des Tunnels.
Immer im Sinne des Kindes
Was ich allen Mütter und Väter auf den Weg geben möchte: Trennt deutlich eure Beziehungsprobleme. Stellt das Kind an erste Stelle. Bleibt authentisch. Gebt nicht auf eure Rechte und vor allem die Rechte eures Kindes durchzusetzen. Man muss vielleicht 2 Schritte zurückgehen, um einen nach vorne machen zu können. Am Ende lohnt es sich aber. Handelt im Sinne des Kindes. Wenn ihr eine gute Beziehung habt, dann kann diese niemand kaputt machen.
Den Behördenwahnsinn muss man ertragen, aber niemals Angst davor haben. Man kann und muss sich wehren.
Sucht euch professionelle Unterstützung. Sucht euch emotionale Unterstützung bei caritativen Einrichtungen. Es ist keine Schande, sondern hilft euch selbst in der angespannten Situation.
Ich möchte nicht sagen, dass ich es schwerer hatte als ihr es vielleicht habt, aber mit dem Hintergrund der Erkrankung war es um einiges anstrengender!
Und nein: alleine seid ihr niemals an irgendetwas Schuld. Es gehören immer zwei dazu und diese Einsicht muss bei beiden Elternteilen vorhanden sein. Vorher, dass kann ich euch versichern, wird keine Ruhe, auch über Jahre hinweg, einkehren.
Ich kämpfe weiter für meine Kinder und werde alles dafür tun, dass dieses Jugendamt nicht mehr weiter so handelt. Wir haben uns nun persönlich an die Landrätin gewendet. Für meine Kinder und alle anderen Familien, die unter solchen Ämtern zu leiden haben. Gleichberechtigung ist keine Einbahnstraße. Diese gilt für Frau, Mann und alle Menschen die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können. Alles darunter ist diskrimierend und darf nicht geduldet werden!
+Bleibt alle gesund und tapfer!