Trennungsväter werden ins gesellschaftliche Abseits gestellt. Im Grunde bestreitet das niemand. Während Mütter durch die Trennung ihre Probleme beenden, beginnen für Väter die Probleme mit der Trennung erst richtig.
Unterschiede gibt es nur in der Erklärung der Ursachen oder anders gesagt der Rechtfertigung. Während Trennungsväter sich bei der Trennung als chancenlos und von der Gesellschaft im Stich gelassen erleben, sehen Mütterverbände und ihre Unterstützer das Ausgrenzen von Trennungsvätern aus dem Leben ihrer Kinder als logische Konsequenz eines strukturbedingten Versagens von Vätern.
Bei der Familiengründung wünschen sich Väter und Mütter heute im Allgemeinen eine partnerschaftliche Elternschaft, bei der beide ihren Beitrag zur Betreuung der Kinder und auch zur Erwerbstätigkeit leisten. Der Familie als Ganzes soll es gut gehen. Die meisten Paare einigen sich wenn Kinder da sind für eine Übergangszeit auf ein tradiertes Rollenmodell, in dem der Vater überwiegend die Erwerbstätigkeit übernimmt und die Mutter sich primär der Kinderbetreuung und dem Haushalt widmet. Der Grund für diese Arrangements liegt meist in den praktischen Vorteilen für beide Partner. Der Vater sorgt während der Arbeitszeit für den finanziellen Bedarf, ist außerhalb seiner Arbeitszeit täglich in der Familie präsent und somit auch wie die Mutter mit den Kindern eng emotional verbunden.
Diese einvernehmliche Regelung wird nach der Trennung rückwirkend massiv kritisiert, bis hin zu Ansätzen dieses von beiden beschlossene Modell als Ursache einer kaum vermeidbaren Trennung zu sehen. Mütter stellen sich als die Opfer dieses Familienkonzepts dar und inszenieren die Zeit mit dem Kind, als eine Art Sklaverei. Endlich haben sie es als emanzipierte Frauen geschafft, sich aus der einengenden Beziehung zu lösen. Müttern wird attestiert, die von ihnen ausgehende Trennung sei die notwendige Folge eines langen wohlüberlegten Prozesses, in dem die Mutter erkannt hat, dass der Vater der Familie schadet. Sie musste handeln.
Wenn Väter sich trennen, werden ihnen dagegen regelmäßig egoistische Motive unterstellt.
Mütter, so die landläufige Meinung, hinterfragen ihr Verhalten selbstkritischer als Väter, gehen planvoller, konsequenter und achtsamer vor, immer mit Blick auf die Familie, zu der sie den Vater allerdings schon lange nicht mehr zählen. Die Selbstkritik der Mütter besteht dabei vor allem in der Erkenntnis, dass sie sich einfach zu lange zu viel gefallen lassen haben und nun endlich nur noch an sich denken müssen.
Von Vätern erwartete Selbstkritik ist anders. Väter sollen einsehen, dass das einvernehmlich gelebte Familienmodell in Wirklichkeit eine Unterdrückung der Mutter war und dass sie nun den Preis zu zahlen haben, nämlich auf ihre Kinder zu verzichten. Wie weit der Vater noch im Leben der Kinder zugelassen wird, entscheidet einzig die Mutter. Die Mutter hat ihre moderne Rolle gefunden, nun liegt es nur noch am Vater das zu akzeptieren und alles ist gut.
Niemand hinterfragt, ob eine (voll-)Erwerbstätige Mutter überhaupt eine emotionale Beziehung zu ihrem Kind aufbauen kann. Anders bei Vätern. Bei Vätern scheinen sich Erwerbstätigkeit und Präsens im Alltag des Kindes geradezu auszuschließen. Dabei zeigt sich z.B. bei alleinerziehenden Vätern deutlich, dass Väter sehr gut in der Lage sind, Erwerbs- und Sorgearbeit zu verbinden. Trotzdem wird ihnen per se mangelnde Präsenz im Alltag unterstellt.
Wer für das Kind wenig Verantwortung im Alltag übernimmt weil er arbeitet, so der Tenor, sorgt eigentlich gar nicht für das Kind. Mütter setzen sich als die vermeintlichen Alltagsheldinnen in Szene, während Väter systematisch als unzuverlässige Lückenfüller für die Freizeit belächelt werden, deren Kernkompetenz im Beschaffen finanzieller Mittel besteht. Diese finanzielle Versorgung wird als das Mindeste vom Vater zu erwartende gesehen und entsprechend nicht ansatzweise gewürdigt.
Mütter in ihrer reflektierten und fürsorglichen Art können scheinbar immer Paar- und Elternebene trennen. Wenn eine Mutter das Kind nicht zum Vater geben will, dann nur zum Schutz und Wohle des Kindes. Mütter sind prinzipiell über jede potentiell egoistische Haltung erhaben.
Will ein Vater seine Kinder auch nach der Trennung sehen oder gar der betreuende Elternteil werden, ist die Argumentation gegen ihn schnell entworfen: Sein durch die Trennung der Mutter verletztes Ego sinnt auf Rache. Darum versucht er in seinem Hass nun der Mutter das Kind wegzunehmen um ihr Schmerzen zuzufügen. Es kann gar nicht anders sein – so sind Männer eben. Kann man (so) einem Mann ein Kind anvertrauen?
Diese konstruierte Fokussierung auf Männern zugeschriebene Haltungen, wird Vätern in der Diskussion um ihre Erziehungseignung vorgeworfen. Väter werden im Grunde primär als patriarchalische Männer hingestellt und damit in ihrer Rolle als Elternteil demontiert. Ihnen wird jede positiv emotionale Bindung zum Kind abgesprochen. Mütter werden dagegen nur als Mütter gesehen und nicht als (enttäuschte rachsüchtige) Frau. Im Zentrum der Bewertung ihrer Erziehungseignung steht somit ihre Beziehung zum Kind, die bei Vätern bewusst völlig ausgeblendet wird.
Konsequent ist dann das gesetzliche Leitmodell für Nachtrennungsfamilien, bei dem Kinder nur bei einem Elternteil (meist der Mutter) leben und der andere (meist der Vater) im Wesentlichen aus dem Leben der Kinder entfernt wird. Dabei wird strikt angestrebt den Vater vor allem aus dem Alltag des Kindes herauszuhalten. Entsprechend aggressiv wehren sich Alleinerziehendenverbände gegen jede noch so kleine Beteiligung von Vätern. Mütter sollen in allem ein Vetorecht haben. Familienrecht sei kein Ort für Gleichstellungspolitik, so der VAMV.
Dieses Stereotypen sind auch in der von Frauen und weiblichen Sichten dominierten Trennungsberatung stark ausgeprägt. Die Helferinnen identifizieren sich mit den Müttern und arbeiten mit ihnen die Trennung auf, suchen nach den besten Lösungen für die Mütter. Ein Prozess aus dem die Mutter immer als die Aufrechte moralisch überlegene hervorgeht, die im Grunde alles richtiggemacht hat, aber Opfer der Umstände ist.
Während reihenweise staatlich geförderte Beratungsangebote für Mütter bestehen, sucht man vergleichbare echte Angebote für Väter vergeblich. Die wenigen Vorhandenen, folgen ebenfalls dem Muster dem Vater sein Versagen vor Augen zu führen und ihn dazu zu bringen, den Verlust seiner Kinder möglichst klaglos zu akzeptieren. Tatsächliche Hilfe können Väter von offizieller Seite kaum erwarten und entsprechend skeptisch stehen Väter diesen Helfern gegenüber. Daher organisieren sich immer mehr Väter in Selbsthilfegruppen und Vätervereinen, die solche Zustände nicht mehr hinnehmen wollen.
Die Demontage von Trennungsvätern erfolgt also, indem ihnen eine durch ihre Erwerbstätigkeit in der Beziehung verursachte geringere Präsenz im Alltag des Kindes vorgeworfen wird. Außerdem werden ihnen scheinbar typisch männliche Verhaltensweisen unterstellt und damit ihre tatsächliche Rolle als Vater überdeckt und ausgeblendet. Von Vätern wird erwartet, dass sie ihre Hauptschuld am Scheitern der Beziehung akzeptieren und die Konsequenzen ihres konstruierten Fehlverhaltens klaglos tragen.
Das immer wieder beschworene Kindeswohl spielt bei alledem nur eine rechtfertigende Rolle. De facto versuchen Alleinerziehendenverbände die Interessen von Müttern durchzusetzen. Die Kinder dienen als Mittel zum Zweck. Wer sich tatsächlich für die Interessen von Kindern einsetzt, sucht nach Wegen ihnen als Regelfall beide Eltern trotz Trennung zu erhalten und hält sie dabei aus dem Streit der Eltern so gut es eben geht heraus, statt sie mit Einzelfallprüfungen zu belasten und den Streit der Eltern anzuheizen.
Es bleibt zu wünschen, dass sich diese Erkenntnisse in der Politik durchsetzen, auch wenn das mit den derzeitigen Akteuren und dem Druck der mächtigen Alleinerziehendenlobby eher unwahrscheinlich ist.
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