Sandro Groganz kämpft, wie viele andere Trennungsväter auch, mit den psychischen Narben, die die Trennung und die damit verbundene Einschränkung des Kontaktes zu seinen Kindern hinterlassen hat. Seine Gedanken verarbeitet er in einem Block, aus dem wir hier mit seiner freundlichen Genehmigung einen Beitrag veröffentlichen dürfen.
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Mein psychischer Zustand hat sich extrem verschlechtert, nachdem mir klar wurde, dass das Familiengericht meinen Antrag auf eine gleichberechtigte Elternschaft (d.h. die Eltern teilen sich die Betreuung der Kinder nach der Trennung zu 50%) nicht statt geben wird.
- Ich hatte Selbstmordgedanken. Nie werde ich vergessen, wie mein jüngster Sohn in den Weihnachtsferien zu mir kam und meine Hand hielt. Ich verbarg meine Tränen und sagte innerlich zu mir selbst, „das kannst du ihm nicht antun“, während ich versuchte, ihm zuzuhören. Nie in meinem Leben hatte ich mir vorher ernsthaft überlegt, mir das Leben zu nehmen. Das kam erst, als das Gericht mir meine Freiheit als Vater nahm.
- Ich konnte mich über längere Strecken nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Entrechtung ist Entwürdigung und sie hatte zur Folge, dass ich mehr Angst verspürte. Ich war kein sehr ängstlicher Mensch (zumindest war es mir nicht bewußt). Ungerecht behandelt zu werden bringt die Einsicht, dass Willkür regiert. Das willkürliche Familiengericht machte mir Angst, denn mein Leben war unsicher und unfrei geworden.
- Mein Selbstbewußtsein war an manchen Tagen nicht mehr vorhanden und generell extrem niedrig. Ich bin seit vielen Jahren selbständig, bin beruflich weltweit unterwegs, habe Vorträge gehalten, habe tolle Menschen kennengelernt, die mich schätzen, privat wie beruflich. Doch als mir klar wurde, dass ich lediglich aufgrund meines Geschlechts meine Kinder weniger sehen darf, fing ich an, an mir zu zweifeln. An manchen Tagen traute ich mir nicht mehr zu, dass ich ein Kundenprojekte überhaupt erfolgreich abschließen kann.
- Ich war an den ganz schwierigen Tagen meinen Kindern gegenüber aggressiver als sonst. Wegen der Demütigung durch das Gericht, Jugendamt und den Gutachter, fühlte ich mich ohnmächtig und wütend. In ganz schwarzen Momenten, als die Erinnerungen hoch kochten, schrie ich meine Kinder an. Das Unrecht des Gerichts machte mich aggressiv und ich gab es an meine Kinder weiter.
- Meine neue Beziehung zerbrach. Wir hatten auf der Paarebene unsere eigenen Probleme, die wir zu lösen versuchten. Die Diskriminierung durch das Familiengericht hat mich jedoch derart belastet, dass ich mit den Beziehungsproblemen nicht mehr konstruktiv umgehen konnte und stattdessen stellenweise aggressiv reagierte, wie bei meinen Kindern.
Insgesamt wurde ich zu einem Menschen, der allmählich seine Energie und sich selbst verlor. Es sind diese leidvollen Erfahrungen als diskriminierter Vater, die mich am eigenen Leib erkennen ließen, wie es unterdrückten Männern, Frauen und Kindern gehen muss und wie die Unterdrückung der Familie in Deutschland funktioniert.
Mein Gang in die Öffentlichkeit mit diesem Weblog und das Engagement für die Gleichberechtigung aller Familienmitglieder hilft mir, aus diesem Loch heraus zu kommen und ein familienfreundlicheres Deutschland zu gestalten. Damit jeder Mensch sein volles Potential entfalten kann, sollten wir alle gemeinsam, Väter und Mütter, für die Freiheit von Familien sorgen.
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