Hängt Kinderarmut an den Müttern?

Die Bertelsmann-Stiftung hat eine neue Studie veröffentlicht.

Der Stern titelt dazu: „Wenn Mama nicht arbeitet, ist das Kind arm“ und die FAZ meint: „Ein Gehalt reicht oft nicht mehr aus“. Alles ganz neue Erkenntnisse, die nahelegen mal genauer hinzusehen.

Viele Kinder wachsen in Armut auf. Entscheidend dafür ob das so ist, so der Grundtenor der Studie, ist die Erwerbstätigkeit der Mutter. Offensichtlich hängt es wieder mal vor allem an den Müttern die Kinder zu versorgen. Während das Wort Mutter in der 113 Seiten langen Studie über 150 mal auftaucht, sucht man das Wort Vater vergebens. Sind Väter also irrelevant für die Versorgung von Kindern? Eher nicht! Väter übernehmen in der Regel die gesamte Grundversorgung der Familie. Die Erwerbsquote der Väter ist wesentlich höher als die der Mütter. Allerdings reicht eben dieses eine Einkommen oft nicht aus, um die Familie vollständig so zu versorgen, dass sie nicht in Armut lebt. Da muss dann auch die Mutter erwerbstätig sein, um die Familie über die Runden zu bringen: “Kinderarmut hängt maßgeblich an der Erwerbstätigkeit von Frauen”, sagt Stiftungsvorstand Jörg Dräger. “Müttern muss es erleichtert werden, arbeiten zu gehen.”

Mütter sollten sich also stärker auch der Erwerbsarbeit widmen. Entsprechend müssen Väter mehr Betreuung übernehmen, ohne dabei ihre Erwebstätigkeit zu reduzieren. Auch wenn das die Studie selbst nicht erwähnt, scheint es doch logisch, dass eine reduzierte Erwerbstätigkeit des Vaters auch das Familieneinkommen reduziert und damit die Armutsgefährdung von Kindern verstärkt.

Während es in Paarfamilien als Ideal gesehen wird, dass Väter die Familie überwiegend versorgen und zusätzlich Betreuung der Kinder übernehmen, wird in Nachtrennungsfamilien darauf bestanden, dass der Vater die Versorgung zu 100% übernehmen soll und die Betreuung nur bei der Mutter liegt. Will der Vater sein Kind nach der Betreuung sein Kind wieder sehen, muss er sich das erst erkämpfen, notfalls vor Gericht.

Väter, die derart in der Versorgerfalle gefangen sind, können kaum ein neues Leben aufbauen, keine neue Familie gründen. Ohne die Zustimmung ihrer Exfrauen können solche Väter nicht mal ihre Arbeitszeit reduzieren, in eine Gegend mit geringerem Lohnniveau ziehen oder gar in einen Tätigkeit wechseln, die ihrer aktuellen Lebenslage besser entspricht. In vielen Fällen wird diese Machtstellung durch die Ex-Partnerinnen missbraucht um weiter Einfluss auf das Leben des Ex-Partners nehmen zu können.

Was sagt uns nun die Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung? Wenn Kinder in Armut leben, dann liegt das oft daran, dass die Mutter nicht arbeitet und sich somit nicht am Lebensunterhalt der Kinder beteiligt. In manchen Fällen wird sogar Unterhalt der Kinder für den eigenen Bedarf einsetzt, wie bei Bezug von SGB II Leistungen in Kombination mit Mindestunterhalt – oder mehr – für das Kind vom Vater des Kindes.

Es fällt auf, dass sich die Bertelsmann-Stiftung immer wieder Studien widmet, die im Ergebnis mehr Geld für Alleinerziehende fordern. Die dabei herangezogenen Quellen untersuchen in der Regel nicht die Ursache bestehender Missstände und beschränken sich selektiv auf singuläre und in ihrer Bedeutung überzeichnete Problemfelder von Alleinerziehenden. Somit gehen dann auch die vorgeschlagenen Lösungen an den gesellschaftlichen Realitäten vorbei.

Wer Kinderarmut bekämpfen will, sollte zunächst mal beiden Eltern die Möglichkeit geben, die Kinder zu betreuen und direkt für sie zu sorgen. Dadurch würde auch ein von Alleinerziehenden häufig genanntes Hemmnis für eine erweiterte Erwerbstätigkeit entfallen, nämlich die alleinige Betreuung der Kinder. Leider sucht man solche Ansätze bei Bertelsmann und vielen anderen Vertretern von Alleinerziehenden vergeblich und so wird es wohl noch lange bei der jetzigen Kinderarmut bleiben.